Wieso ist therapeutisches Reiten von Vorteil?

Reittherapie, auch als therapeutisches Reiten bekannt, bietet eine Vielzahl von physischen, emotionalen und sozialen Vorteilen. Hier sind einige Gründe, warum Reittherapie als gut und wirksam angesehen wird:

  1. Physische Vorteile:

    • Verbesserung der Körperhaltung und Balance: Das Reiten eines Pferdes erfordert ständige Anpassungen des Körpers, was zur Stärkung der Rumpfmuskulatur, zur Verbesserung der Balance und zur Förderung einer besseren Körperhaltung führt.
    • Förderung der motorischen Fähigkeiten: Durch die Bewegung des Pferdes werden die grobmotorischen Fähigkeiten gefördert, und durch das Halten der Zügel und andere Aufgaben die Feinmotorik verbessert.
    • Sensomotorische Stimulation: Die Bewegungen des Pferdes stimulieren das Nervensystem und fördern die sensorische Integration.
  2. Psychische und emotionale Vorteile:

    • Steigerung des Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls: Der Umgang mit einem großen Tier wie einem Pferd kann das Selbstvertrauen erheblich stärken, besonders wenn Fortschritte beim Reiten oder bei der Pflege des Tieres gemacht werden.
    • Emotionale Stabilität und Stressabbau: Die Interaktion mit Pferden kann beruhigend wirken und helfen, Stress und Angst abzubauen. Das ruhige Wesen der Pferde überträgt sich oft auf den Menschen.
    • Förderung der sozialen Interaktion: Reittherapie findet oft in Gruppen statt, was soziale Interaktionen und den Aufbau von Beziehungen fördert. Die Zusammenarbeit mit Therapeuten, Betreuern und anderen Teilnehmern hilft, soziale Fähigkeiten zu entwickeln.
  3. Kognitive und Lernvorteile:

    • Verbesserung der Konzentration und Aufmerksamkeit: Reiten erfordert Aufmerksamkeit und Konzentration, was besonders für Menschen mit Aufmerksamkeitsstörungen von Vorteil sein kann.
    • Förderung des Lernens: Die Reittherapie kann auch als Plattform genutzt werden, um andere kognitive Fähigkeiten zu fördern, wie z. B. das Erlernen von Kommandos, das Verständnis von Anweisungen und das Entwickeln von Problemlösungsfähigkeiten.
  4. Therapeutische und pädagogische Vorteile:

    • Förderung der emotionalen Bindung: Pferde bieten eine nicht wertende, bedingungslose Akzeptanz, was für Menschen mit emotionalen oder psychischen Problemen besonders heilend wirken kann.
    • Einsatz bei verschiedenen Erkrankungen und Behinderungen: Reittherapie wird bei einer Vielzahl von physischen und psychischen Erkrankungen eingesetzt, darunter Autismus, Zerebralparese, Multiple Sklerose, Depressionen und Angststörungen.

Insgesamt bietet die Reittherapie eine ganzheitliche Form der Therapie, die Körper, Geist und Seele anspricht und auf natürliche Weise die Lebensqualität verbessern kann.

Bei welchen Krankheitsbildern macht die Reittherapie Sinn?

Die Reittherapie kann bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern und gesundheitlichen Herausforderungen eingesetzt werden, sowohl im physischen als auch im psychischen Bereich. Hier sind einige der häufigsten Krankheitsbilder und Störungen, bei denen Reittherapie angewendet wird:

1. Neurologische Erkrankungen:

  • Zerebralparese: Menschen mit Zerebralparese profitieren von der Reittherapie durch die Verbesserung der Muskelkontrolle, der Balance und der Koordination.
  • Multiple Sklerose (MS): Reittherapie hilft bei der Aufrechterhaltung der Beweglichkeit, der Kräftigung der Muskeln und der Reduzierung von Spastizität.
  • Schlaganfall: Nach einem Schlaganfall kann Reittherapie zur Wiedererlangung von motorischen Fähigkeiten und zur Verbesserung der Körperwahrnehmung beitragen.

2. Psychische und emotionale Störungen:

  • Depressionen und Angststörungen: Die positive Interaktion mit Pferden und die entspannende Wirkung des Reitens können helfen, Stress und Angst zu reduzieren und das emotionale Wohlbefinden zu steigern.
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Reittherapie kann helfen, Vertrauen wieder aufzubauen, emotionale Stabilität zu fördern und Flashbacks oder Angstzustände zu lindern.
  • Essstörungen: Therapeutisches Reiten kann das Selbstwertgefühl und die Körperwahrnehmung verbessern und als ergänzende Therapieform eingesetzt werden.

3. Entwicklungsstörungen und Lernbehinderungen:

  • Autismus-Spektrum-Störungen: Reittherapie kann die soziale Interaktion, die Kommunikation und die sensorische Integration fördern. Zudem hilft die Bindung zu Pferden oft dabei, emotionale und soziale Fähigkeiten zu entwickeln.
  • Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS): Therapeutisches Reiten unterstützt die Verbesserung der Konzentration, der Selbstregulation und der Impulskontrolle.
  • Lernbehinderungen: Die Reittherapie bietet eine multisensorische Umgebung, die das Lernen unterstützt und fördert die kognitive Entwicklung.

4. Orthopädische und muskuläre Erkrankungen:

  • Muskeldystrophie: Reittherapie hilft, die Muskelkraft zu erhalten und Beweglichkeit zu fördern, was den Krankheitsverlauf verlangsamen kann.
  • Skoliose: Durch die Verbesserung der Körperhaltung und Stärkung der Rückenmuskulatur kann Reittherapie eine unterstützende Maßnahme bei der Behandlung von Skoliose sein.
  • Rheumatische Erkrankungen: Die Bewegung des Pferdes kann helfen, Gelenksteifigkeit zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern.

5. Sensorische Integrationsstörungen:

  • Sensorische Verarbeitungsstörungen: Die rhythmischen Bewegungen des Pferdes und die vielfältigen sensorischen Eindrücke während des Reitens können die sensorische Integration fördern und die Wahrnehmungsverarbeitung verbessern.

6. Verhaltensauffälligkeiten und soziale Störungen:

  • Verhaltensstörungen: Reittherapie kann helfen, das Verhalten zu regulieren, Impulse zu kontrollieren und das Sozialverhalten zu verbessern.
  • Soziale Phobien: Der Umgang mit Pferden in einem sicheren und unterstützenden Umfeld kann helfen, soziale Ängste zu überwinden und Vertrauen in soziale Interaktionen aufzubauen.

7. Psychosomatische Erkrankungen:

  • Chronische Schmerzen: Reittherapie kann helfen, das Körperbewusstsein zu verbessern, und durch die körperliche Aktivität Schmerzen lindern.
  • Burnout und Erschöpfungssyndrome: Die entspannende Wirkung des Reitens und die Verbindung zu den Tieren können helfen, Stress abzubauen und das emotionale Gleichgewicht wiederzufinden.

8. Genetische und angeborene Erkrankungen:

  • Down-Syndrom: Reittherapie kann die Muskelkraft, die Balance und die Koordination verbessern und gleichzeitig das Selbstvertrauen stärken.

Reittherapie ist eine sehr vielseitige und anpassungsfähige Therapieform, die individuell auf die Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten werden kann. Sie kann oft in Kombination mit anderen therapeutischen Ansätzen eingesetzt werden, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.